Alle die in Aktien, ETFs oder Fonds investieren, kennen die ungeliebte Abgeltungssteuer. Der Sparerpauschbetrag ist schneller ausgereizt als vermutet und danach kostet jedes Rebalancing des Portfolios echtes Geld. Mein heutiger Gast Eduard hat sich angesehen, wie die großen Family Offices damit umgehen und ist auf das Thema vermögensverwaltende GmbH gestoßen. Was seine ganz persönlichen Erfahrungen damit waren und wie daraus ein eigener Blog entstanden ist, erfahrt ihr im Interview.
Hallo Eduard, schön dass du dir Zeit für unser Interview nimmst. Erzähl doch kurz etwas über dich und wie du zu deinem Blog-Thema gekommen bist.
Ahoi Götz! Vielen Dank, für die Gelegenheit für dieses Interview. Ich selbst bin 46 Jahre alt – also ein Methusalem für Blogger-Verhältnisse – und glücklich in meinem Job als Software-Produktmanager. Zum Bloggen bin ich tatsächlich durch Zufall gekommen.
Ich habe in den letzten 20 Jahren einiges an Zeit und Geld investiert, um meine Fähigkeiten als Aktien-Investor zu verbessern. Ich hatte beim Stock-Picking schöne Volltreffer. Aber wie jeder weiß, hält Vater Staat immer wenn es gut läuft die Hand auf und streicht ein Viertel des Gewinns ein. Und dass selbst wenn du den Gewinn nicht verkonsumieren, sondern re-investieren möchtest.
Und diese Erfahrung hat dein Interesse für das Thema “Vermögensverwaltende GmbH” geweckt?
Ja, tatsächlich. Die Vermögensverwaltende GmbH ist ein Vehikel, das große Family Offices wählen um das Geld vermögender Unternehmerfamilien steuerlich optimal in Aktien zu investieren. Es war damals allerdings wirklich schwierig dazu gute Informationen im Netz zu finden. Ich habe mich mit mäßigem Erfolg durch diverse Foren gekämpft und bin oft auf veraltete oder widersprüchliche Informationen gestoßen. Nahezu niemand konnte etwas aus eigener Erfahrung berichten.
Als ich das Gefühl hatte genug zu wissen habe ich nach dem Motto „besser unperfekt starten als perfekt zögern“ meine eigene Vermögensverwaltende Kapitalgesellschaft gegründet. Nachdem die Gründung und der laufende Betrieb überraschend schnell und günstig funktionierten, habe ich beschlossen über meine Erfahrungen zu bloggen. Das war die Geburtsstunde von Mit Rückenwind.
Welche Inhalte zum Thema “Vermögensverwaltende GmbH” finden interessierte Leser auf deinem Blog? Und stellst du die Informationen komplett kostenlos zur Verfügung?
In meinen Artikeln berichte ich über alle Erfahrungen, die ich mit der Gründung und dem Betrieb meiner Spardosen UG gemacht habe. Das reicht von Themen wie der Vorbereitung des Notartermins über Fragen der smarten Finanzierung, bis hin zu Investment und Trading-Strategien, die sich besonders für eine Vermögensverwaltende GmbH eignen.
Mein Newsletter und der ganz überwiegende Anteil meiner Inhalte sind kostenlos. Ich möchte dass sich meine Leser eine Meinung bilden können ohne dafür zahlen zu müssen.
Wolltest du damit anderen ganz selbstlos das mühsame Suchen ersparen?
Zum einen wollte ich anderen tatsächlich das wirklich sehr mühsame aufstöbern und abklopfen der Infos ersparen. Als ich mit dem Thema anfing konnte ich im Netz kaum brauchbare Infos finden.
Aber ich war auch auf der Suche nach Feedback von Leuten, die eventuell Ähnliches machen oder vorhaben. Im Bekanntenkreis findet man Menschen mit dem entsprechenden Mindset ja nicht so häufig. Die Welle der Resonanz auf meine Artikel, die vielen Kommentare und Email-Anfragen haben mich sehr gefreut und motiviert am Ball zu bleiben. Ich durfte dadurch viele tolle Leute kennenlernen. Mittlerweile ist daraus eine eigene Community entstanden.
Das heißt es ist nicht bei einem reinen Blog geblieben?
Der Austausch über Blog-Kommentare und Mails ist irgendwann an seine Grenzen gekommen. Eine Umfrage unter meinen Newsletter-Abonnenten war dann der Startpunkt für den Mit Rückenwind Inner Circle. In dieser Community können sich die Mitglieder in einem geschützten Bereich diskret über ihre Pläne und Erfahrungen zum Thema Vermögensverwaltende GmbH austauschen und sich vernetzen.
Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile einer vermögensverwaltenden GmbH?
Ein Nachteil ist die notwendige mentale Umstellung. Wenn du Aktien in deiner vermögensverwaltenden GmbH kaufst, dann gehören sie nämlich nicht mehr dir, sondern deiner GmbH. Du kannst auch nicht einfach dein Privatdepot in der GmbH weiterführen. Sobald dir aber klar ist, dass du die GmbH zu 100% kontrollierst stört das schon bald nicht mehr.
Ein weiterer Nachteil ist, dass du neue Verpflichtungen hast wie beispielsweise die Pflicht zur ordentlichen Buchführung. Außerdem musst du neue Steuerspielregeln kennenlernen. Beides kannst du natürlich an Experten delegieren, wenn du möchtest.
Die Vorteile liegen bei deutlich niedrigen Steuersätzen auf der Einnahmenseite. Diese gelten insbesondere für Veräußerungsgewinne von Aktien und Aktien-ETF. Aber auch die niedrigere Besteuerung von Mieteinnahmen kann dafür sprechen bestimmte Immobilien in der GmbH zu halten.
Aber die Vorteile liegen nicht nur auf der Einnahmenseite sondern auch bei der Gestaltung der Ausgaben. Kosten für Wertpapierkredite, Trading-Seminare, Aktien-Newsletter, Reisekosten und vieles mehr kannst du als Betriebsausgaben abziehen und damit deine Steuerlast weiter senken.
Wie viel Steuern kann man im Vergleich zur normalen Kapitalertragsteuer damit tatsächlich sparen?
Der Klassiker unter den Vorteilen sind Gewinne aus Aktienverkäufen. Diese versteuert deine GmbH mit rund 1,54%. Das ist natürlich ein gigantischer Unterschied zu den 26,38%, die du als Privatanleger zahlen musst. Wenn du diese Steuerersparnis reinvestierst, ergibt sich über die Jahre ein ansehnlicher Unterschied beim Vermögensaufbau.
Und wie groß ist der laufende Aufwand für den Betrieb? Mit welchen jährlichen Kosten muss man dabei rechnen?
Ich habe mich ganz bewusst dazu entschlossen die Buchhaltung und Steuererklärung in den ersten Jahren selbst zu erledigen. Da meine Spardosen GmbH weder Angestellte noch Warenlager, Produkte, Kunden oder Ähnliches hat, fand ich den Aufwand für die laufende Buchhaltung und Steuererklärung wirklich machbar. Eine gute Software für die Buchhaltung ist allerdings ein absolutes Muss. In meinem DIY-Setting entstehen mir laufende Kosten von 305 Euro pro Jahr.
Wenn du aber schon Horror vor der jährlichen privaten Einkommensteuererklärung hast, dann solltest du Steuern und Buchhaltung definitiv delegieren.
Gibt es einen Daumenwert ab dem man sagen kann, dass sich eine vermögensverwaltende GmbH lohnt?
Das hängt an vielen Parametern. Hast du häufige Veräußerungsgewinne (beispielsweise als Trader)? Möchtest und kannst du Kosten in die GmbH verlagern? Aber natürlich ist auch die Höhe deines Vermögens entscheidend. Ich denke du kannst anfangen darüber nachzudenken, wenn du mindestens 3 Jahre in Folge mehr als 2000 Euro Abgeltungsteuer gezahlt hast. Wer gerade erst mit seinem Vermögensaufbau beginnt sollte nichts überstürzen.
Hast du deinen gesamten Aktienbestand in die GmbH übertragen bzw. würdest du anderen empfehlen, das gesamte Vermögen in die GmbH zu übertragen?
Ich war anfangs sehr vorsichtig und habe zuerst einen zweiten Bestand neben meinem Privatvermögen aufgebaut. Dann habe ich Bestände umgezogen, für die noch keine großen Abgeltungsteuerzahlungen fällig waren. Ich werde vermutlich immer einen gewissen privaten Bestand behalten.
Wer ganz emotionslos rechnet kommt allerdings zu dem Schluss: Je früher desto besser.
Du hast vor zwei Jahren mit dem Thema Vermögensverwaltende GmbH begonnen. Mittlerweile gibt es auch YouTube Videos von Steuerberatern dazu und das Thema hebt ab. Siehst du das als Konkurrenz?
Ganz und gar nicht. Es hat mich eher gewundert, dass das Thema so lange so wenigen Leuten bewusst war. Ich fand es schade, dass so wenige davon profitieren konnten. Was mich von vielen anderen abhebt sind meine authentischen Erfahrungen als Praktiker. Meine Leser spüren das.
Welche weiteren Inhalte zum Thema wirst du zukünftig noch veröffentlichen?
Ein spannendes Thema das ich vertiefen möchte sind Startup-Beteiligungen (a.k.a Venture Capital) in der vermögensverwaltenden GmbH. Als Community konzentrieren wir uns darauf die Aufwände für den laufenden Betrieb auf neue Tiefen zu drücken, beispielsweise durch die Automatisierung der Buchhaltung von Depot-Transaktionen.
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